Horcynus Orca. Roman by Stefano D'Arrigo

Horcynus Orca. Roman by Stefano D'Arrigo

Autor:Stefano D'Arrigo [D'Arrigo, Stefano]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104033969
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 2014-12-18T16:00:00+00:00


Er träumte nämlich, wie Ciccina Circé mit den Rudern in der Hand in Schlaf gesunken war und wie das schwarze Boot herrenlos an die ‘Ricchia getrieben wurde. Und dort widerfuhr der großen Feminotin mit all ihrer Weitsicht und all ihrer Vorsicht einer Mondfrau, ihr, der Todfeindin, wie sie sagte, des Tageslichts, das Schlimmste, was ihr widerfahren konnte, nämlich aufzuwachen, als die Sonne schon hoch stand und das Licht sie mit brutalem, katastrophalem Strahlen unter Beschuss nahm.

Da überkam sie ein nie gesehener Wahnsinn, sie schüttelte sich am ganzen Körper, sie drehte und wand sich, warf sich auf den Boden ihres Boots, streckte ihren Hintern brückenartig in die Höhe, bedeckte sich mit ihren Zöpfen und Röcken, mit ihren Händen und Armen, und das alles, um ihr Gesicht vor dem Licht zu schützen, was ihr aber nicht gelang. In diesem Aufruhr der ganzen Person fing das in ihre Zöpfe geflochtene Glöckchen leidenschaftlich an, sein Dingding, Dingding zu läuten, die Feren, die sich während des Schlafs der Feminotin von ihr und von dem Boot entfernt hatten, tauchten jetzt wieder in Scharen unter dem Dingding, Dingding auf und überschnitten sich bei der ‘Ricchia in einem Gebrodel von immer wilderem Schäumen, das die Feminotin unter hohen Wolken aus Wasserbläschen einhüllte.

In diesen schäumenden Dämpfen sah er den dunklen Umriss von Ciccina Circé kopfüber abtauchen, als hätte sie in ihrer Verlorenheit beschlossen, zum tiefsten Punkt hinabzusinken, wo die Strahlen der Sonne sie nicht mehr hätten erreichen können. Von ihrem Tauchsprung kam sie aber sofort und unverzüglich wieder nach oben und floh aufs Meer, indem sie, so gut sie konnte, männlich schwamm, ja, um leichter zu fliehen, entledigte sie sich zwischen einem Armschlag und dem nächsten allem, nicht nur der Kleider, sondern auch ihrer Gestalt, denn sie entblößte sich, und als sie nackt war, wuchsen ihr vom Nabel abwärts zusehends Schuppen, ihr unteres Viertel verwandelte sich in eine große kupferrote Fluke, mit anderen Worten: Sie nahm im Wesentlichen die Formen einer Sirene an, während sie am Oberkörper, an der großen busigen, wasserumspülten Brust, unverändert blieb, sie in den unendlich langen rabenschwarzen Zöpfen, die ihr über die Schultern fielen und sich im Schaum verloren, den sie hinter sich ließ, als sie mit der Fluke schlug wie der große Bacigalupo, und sie in dem an den Zöpfen befestigten Glöckchen, das ertönte, wenn ihr biegsamer Sirenenhintern es leicht berührte. Die Feren folgten ihr allerdings nicht, diesmal ließen sie sich nicht von den Dingdings einlullen, und ‘Ndrja begriff nichts mehr, er konnte sich dieses Phänomen nicht erklären, bis er entdeckte, dass bei dem verrückten Zickundzack, das sie über die Meere zwischen Skylla und Charybdis unternahm und sich dabei beharrlich bemühte, der Sonne ihren Rücken zuzuwenden, das Gesicht der Feminotin von vorne gesehen zwar immer das ihre war, doch von der Seite gesehen das einer Fere.

Doch dann, ganz plötzlich und unvermittelt, stellten sich ihm die Dinge in einer anderen Weise dar, denn diese hier kam ihm wie die berühmte Sonne am siebzehnten August vor, und er meinte, dass diese immer löwenmähniger werdende Augustsonne Ciccina



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